Bundesumweltminister
Peter Altmaier
Stresemannstraße 128
10117 Berlin 15.10.2012
Offenes Schreiben
Sehr geehrter Herr Minister Altmaier!
Die Ergebnisse Ihrer zugegeben kurzen Zeit als Minister sind ja eher als mager zu bezeichnen. Dennoch geben Sie sich Mühe, ein rühriger Umweltminister zu sein. Ganz im Gegenteil zu Ihrem Vorgänger, der sich nicht einmal bemühte, gleich, an welcher Stelle er politisch positioniert war. In Ihre Amtszeit als Minister fällt die Entscheidung der Bundesregierung, die Stromkunden dafür in Haftung zu nehmen, wenn neu errichtete Windkraftanlagen nicht rechtzeitig an das Netz angeschlossen werden können. Ein Meisterstück politischer Kunst, wie ich meine. Wer sollte hier noch an einem schnellen Netzausbau interessiert sein. Möglicherweise werden den Windrädern schneller die Flügel abfallen, als der Ausbau der Netze voranschreitet. Gleichfalls bekunden Sie verbal, dass der Strom bezahlbar bleiben muss. Ah, Sie haben doch rasch gelernt, dass Sie im Grunde nichts zu sagen, keinen Einfluss haben und Sie auf das Wohlwollen der Stromkonzerne angewiesen sind. Sprechen Sie doch mal mit denen, vielleicht geben Sie Ihnen ja ein Bonbon an die Hand, dass Sie an uns, den Bürger großzügig austeilen können. Wenn Sie als Umweltminister in das Konzept der Konzerne passen, dann müssten diese doch darauf bedacht sein, Sie im Amt zu halten. Denn mal ehrlich, wer verstößt schon einen Hund, der ihm aus der Hand frisst und nicht beißt.
Lassen Sie Ihren geistigen Durchfällen ruhig mal hin und wieder freien Lauf. Das Angebot der kostenlosen Energieberatung für alle Bürgerinnen und Bürger ist geradezu ein grandioser Gedanke und lässt ahnen, was wir mit Ihnen noch zu erwarten haben. Ihre nächste Empfehlung wird sicherlich sein, dass wir uns im Winter wärmer anziehen sollen, dickere Pullover und so. Auch ist eine zweite oder dritte Wolldecke für den Fernsehabend die Alternative zu einer warmen Wohnung. Ja, wir sparen gemeinsam Energie, um am Ende festzustellen, dass unsere Energieanbieter dies nicht so hinnehmen werden. Die werden sich vielleicht sogar darüber freuen, wenn der Umsatz sinkt, aber die Rendite aufgrund weiterer Preisanpassungen dennoch steigt. Am Ende werden Sie vielleicht sogar mit gespielter Empörung den Energiekonzernen Abzocke vorwerfen und uns Verbraucher wieder einmal zur Gegenwehr auffordern. Alle Stromverbraucher abschalten und am Abend früher zu Bett gehen. Die Familienministerin wird es Ihnen danken, wenn´s 9 Monate nach einem allgemeinen Stromboykott einen Babyboom gibt.
Ja Herr Altmaier, Sie sind wahrhaft ein politisches Schwergewicht mit Weitblick oder sollte ich besser sagen, mit vorauseilendem Gehorsam? Ich denke an die vielen prekär Beschäftigten und Arbeitslosen, sogenannte Hartz IV Empfänger, die schon Probleme damit haben, ihren normalen Lebensunterhalt zu zahlen, sich auf Second Hand Märkten ihre Kleidung oder ihren Kühlschrank kaufen müssen, weil´s sonst nicht geht. Ja, diese armen Hunde werden es Ihnen danken, wenn sie das kostenlose Angebot der Energieberatung in Anspruch nehmen können, um am Ende festzustellen, das ihnen schlichtweg das Geld für den neuen Kühlschrank fehlt. Aber dafür könnten sie ja auf das Fernsehgerät oder warmes Wasser verzichten. Gut, das mit dem Fernsehen könnte letztendlich sogar noch von Vorteil sein. Angesichts der Verblödungswelle in der deutschen Fernsehlandschaft könnte ein erzwungenes Fernsehfasten tatsächlich die zunehmende Verblödung stoppen. So gesehen kann man den hohen Energiepreisen sogar noch etwas abgewinnen. Aber wollen Sie das? Wollen Sie, dass die Menschen plötzlich feststellen, wie Sie von Ihnen und Ihren Kolleginnen und Kollegen aus der Politik an der Nase herum geführt werden? Wollen Sie das Risiko eingehen, dass die Menschen begreifen sich wehren zu müssen, dass sie ihrem Unmut auf die Straße tragen? Nein, dass kann doch nun nicht wirklich in Ihrem Interesse liegen. Wir leben in einem geordneten Rechtsstaat, wo das Recht von den herrschenden Eliten so gemacht wird, wie sie es brauchen. Ein Staat, wo das Recht so verbogen und gebeugt wird, dass es je nach Bedarf an die herrschende, gemachte Meinung angepasst und das Volk zum Staatsfeind Nummer 1 erklärt wird. Niemand soll uns aus diesem Dornröschenschlaf herausreißen. Ja Herr Minister, wenn´s in unserem Lande brennt, dann haben Sie die Arschkarte, weil Sie eben nicht rechtzeitig reagiert haben. Vielleicht haben ja die schlauen Köpfe bei der Einführung der sogenannten Haushaltsabgabe anstelle einer Rundfunkgebühr im alten Stil schon weiter gedacht, als wir es ahnen. Man stelle sich einmal vor, die Menschen verzichteten auf Radio und Fernsehen. Eine Katastrophe für die vielen Fernsehanstalten in der BRD und die Verblödungsstrategie. Ein Einbruch der Gebühreneinnahmen wäre nicht zu verkraften und die Verblödungsstrategie ginge nicht mehr auf. Aber wenn schon kein Fernsehapparat mehr, dann aber doch die Kohle. Da kommen nun die Vorzüge der neuen Haushaltsabgabe zum Tragen. Ganz gleich, ob nun jemand einen Rundfunk - oder Radioempfänger hat, zahlen muss er immer. Das nenne ich mal eine kluge Vorausschau.
Apropos brennen! Sie wollen uns noch öfter als bislang den unnötigen Schornsteinfeger ins Haus schicken, oder? Warum sollte dieser im Zuge seiner staatlichen Kontrollen der Holzvorräte, Wärmedämmung, Reinigung sauberer Abgasleitungen, unnützer Messungen und Inaugenscheinnahmen nicht auch mal ganz andere interessante Dinge in Augenschein nehmen? Im entsprechenden Gesetz wurden doch gerade ideale Voraussetzungen dafür geschaffen, dass wir hier über ein in ganz Deutschland verbreitetes Netzwerk verfügen, mit ungeahnten Möglichkeiten. Wir brauchen keine Kameras oder Abhöranlagen, wir brauchen auch keine Durchsuchungsbefehle mehr, um Wohnungen zu observieren oder zu kontrollieren. Das Netzwerk der Schornsteinfeger im Auftrag der staatlichen Überwachungs - und Sicherheitsorgane, der Schornsteinfeger das Auge des Gesetzes schlechthin. Toll! Dagegen ist der große Bruder des Georges Orwell eine kleine Nummer.
Sehr geehrter Herr Minister, das reicht mal für´s Erste und ich denke, mit dem Zweiten werden Sie noch besser sehen, wenn´s denn dazu kommt und Sie nicht blind auf dem Zweiten sind. Ach ja, ich schenke es mir, dieses offene Schreiben an Sie zu senden. Sie werden es nach meiner festen Überzeugung nicht lesen oder es von Ihren Wasserträgern erst gar nicht erhalten. Ich belasse es dabei, das Schreiben an Sie über das Internet zu veröffentlichen und hoffe einfach darauf, dass Sie es irgendwann doch einmal lesen, weil darauf angesprochen.
Mit einem freundlichen Gruß
Heinz - Leo Laturell
