Ich weiß auch nicht, wie es Ihnen geht, aber wir haben die Erfahrung, dass es grob dargestellt drei Kehrertypen gibt, die an eine Feuerstättenschau entsprechend differenziert rangehen:
1. Die, die ihr Business schon seit 20 oder 30 Jahren machen. Die sind senior und menschenerfahren genug, dass vom persönlichen Auftritt bis zum Handwerk alles stimmt. Die lassen auch die Kirche im Dorf und brauchen die Aufsichtsbehörde als Hilfsorgan so gut wie nie. Darüber hinaus sind sie im Ort fest vernetzt und i.d.R. Mitglied bei der Feuerwehr, was bei diffusen Aktionen auch zum Eigentor führen würde. Zudem haben die noch zu Ruß-Zeiten gelernt und sehen, dass ihr ursprüngliches Geschäftsmodell sich langsam aber sicher auflöst. Die haben aber keine Existenzängste, denn so lange sie noch arbeiten, reicht das allemal. Was bei denen auf dem Zettel steht dürfte passen. Die Bereitschaft den Kehrer zu wechseln tendiert bei deren Kunden gegen null.
2. Die im mittleren Alter. Die kennen die Ruß-Zeiten nur noch von historischen Bildern und haben noch nie einen Brauerei- oder Fabrikschornstein von innen gesehen. Das ist eigentlich die Prüfergeneration, die hoffnungsvoll auf weitere Aufgaben schielt und gerne noch Rauchmelder, Dunstabzüge oder Bad-Lüftungen und die Energieeffizienz des Hauses oder den Gartengrill testieren wollen. Die sind im Zwiespalt zwischen den Typen 1 und 3, tendieren aber zum 3. Typ, denn auf ihrem Haus lastet noch eine gute Hypothek und gut vernetzt sind sie in ihrem Revier noch lange nicht. Die versuchen jede pillepalle Sache in Forderungen umzusetzen, was naturgemäß häufig nicht gelingt.
3. Die "Neuen". Das sind menschlich eher noch unreife Persönlichkeiten, denen man in der Lehrzeit und Meisterausbildung empirisch erklärt hat, wie man so eine Besenkugel dazu bringt, der Erdanziehung durch einen Kamin zu folgen. Die werden jetzt auf ein Revier losgelassen und wissen, dass sie im Focus der Begutachtung stehen und die rufen nicht nur bei jeder Gelegenheit "mein Aufpasser, ich weiß was", sondern haben rein vertriebstechnisch keinen Schimmer, wie man mit Menschen umgeht. Als Schreinerbetrieb hätten die keine Chance, denn sie haben Monopol gelernt und sind eher auf Randale gepolt. Kunden haben die eh nicht, denn sie fühlen sich als Polizei und Jäger. Insofern ist die bei uns agierende Aufsicht auch wenig amused, denn laufende Wechsel in der Vergangenheit führen dazu, dass Greenhörner in größerer Zahl durch die Reviere ziehen und ziemlich verbrannte Wichtigtuer-Erde zurücklassen. Noch nie gab es so viele berechtigte Beschwerden! Die Hausbesitzer in deren Revier entwickeln eine hohe Wechselbereitschaft, finden aber keinen "Ersatz", was die Verdrussspirale antreibt.
Die Ursache sind aber die Pfründeinhaber in Form der Innungen, die Gestriges predigen und sich Visionen vormachen. So lautet dann z.B. ein Resultat einer hiesigen Landesinnungsveranstaltung:
„Die Rolle des Kaminkehrers im Rahmen der Energiewende“ war Beitrag von Florian Pronold, MdB und parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit. Der Staatssekretär erläuterte in seiner Rede anschaulich, welche Ziele sich die neue Bundesregierung gesetzt hat, um die Energiewende in Deutschland voranzubringen und die ambitionierten Ziel auch zu erreichen. Höhepunkt der Rede war das Angebot des Staatssekretärs, die Kaminkehrer als Bündnispartner in die die Strategie der Bundesregierung zum Gelingen der Energiewende zu integrieren. Die Kaminkehrer kennen die Feuerstätten, sie kennen die Gebäude und sie wissen um das Nutzerverhalten der Bürgerinnen und Bürger. All diese Komponenten lassen es zu, dass der Kaminkehrer der richtige Ansprechpartner ist, wenn es darum geht, Energie in den eigenen vier Wänden zu sparen.
OHO! Die Kehrer sehen sich als Begleiter im Atomausstieg und denken an ministerielle Augenhöhe oder dem eines RWE-Vorstands. Mit dieser Verantwortung flutscht die Kugel gleich noch besser durch den Kamin und was man auf den Zettel schreibt, wird als Gesetz betrachtet - ob die Kehreraufsicht das alles weiß und der Kunde will?